Nachhaltigkeit braucht Kampfgeist
Sebastian Pichler | unsplash | Alles so schön grün hier.
Die moderne Industrie- und Leistungsgesellschaft hat einen immensen Wohlstand und eine schier unglaubliche Reife des sozialen Miteinanders geschaffen. Und sie tut sich extrem schwer, das Prinzip der Nachhaltigkeit im Wirtschaften umzusetzen.
Die Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften ist eine Aufgabe für alle, aber die Weichen werden von den Anführerinnen und Anführern gestellt.
Inhalt
- Hochleistung lebt zu oft von Raubbau
- Nachhaltigkeit vorleben
- Nachhaltigkeit ist ein Anlass, zu kämpfen.
Hochleistung lebt zu oft vom Raubbau
Die Forstwirtschaft hat den Begriff der Nachhaltigkeit in die Welt gebracht: schlage nicht mehr Holz, als nachwächst, sonst stehst du irgendwann mit leeren Händen da.
Alle Hochleistungsmenschen müssen früher oder später lernen, meistens unter großen Schmerzen, dass sie ihre Grundlagen der Leistungsfähigkeit schützen müssen, dass sie sich dauerhaft nicht stärker belasten dürfen, als sie sich regenerieren können. Fällt das Erlernen oder Befolgen dieses Grundsatzes immer der nächsten Aufgabe, dem nächsten Anruf, dem nächsten Projekt zu Opfer, steht man bald vor einem Scherbenhaufen und letztlich abgewirtschaftet und mit leeren Händen da.
Alle ambitionierten und klugen SportlerInnen müssen sehr schnell begreifen, dass der Schlüssel zur Leistung die kluge Regeneration ist. Ambitionierte Sportler haben meist kein Problem damit, sich zu fordern und zu quälen. Die Fähigkeit zur intelligenten Regeneration macht den Unterschied.
Nachhaltigkeit vorleben
Anführerinnen und Anführer müssen ihre gesellschaftliche Verantwortung annehmen und angesichts der Herausforderungen unserer Zeit, Meisterinnen und Meister des Gleichgewichts, der Ganzheitlichkeit und der Nachhaltigkeit sein.
Damit halten erhalten sie die Ressourcen zur Spitzenleistung und prägen damit ihr Umfeld. Dieses Vorleben im täglichen, praktischen Kleinen verschafft echten Respekt und Gefolgschaft.
Echte Nachhaltigkeit ist eine Entscheidung, die wiederum nachhaltige Entscheidungen nach sich zieht oder eben genau das Gegenteil. Will ich ein irrer, getriebener (wmd) sein, der zum Zwecke zweifelhaften Ruhms und Anerkennung Raubbau an seiner körperlichen und mentalen Gesundheit, an allen Beziehungen und an den Lebensgrundlagen betreibt? Der Entscheidungen trifft, die das eigene Konto füllen und gleichzeitig Menschen durch schwächliche oder rüpelhafte Führung in die innere Kündigung treibt? Der für immer im Hamsterrad des Wahnsinns gefangen ist? Der sich ständig betäuben muss, weil er alles hat, nur keinen Sinn?
Oder will ich Meisterin (wmd) der Ausgeglichenheit und des Gleichgewichts sein, die auch ihr Konto füllt, weil sie das Geld, das sie bekommt, auch verdient und gleichzeitig verantwortungsvoll mit den überantworteten Ressourcen umgeht? Die sorgsam mit den eigenen und den Bedürfnissen und Effizienzerfordernissen anderer umgeht? Die sich für Produkte und Dienstleistungen einsetzt, die Menschen wirklich brauchen. Die Entscheidungen trifft, welche gleichzeitig Gegenwart und die Zukunft im Blick haben? Die Entscheidungsprozesse durchsetzt, die das Wissen, die Ideen und Erfahrungen aller nutzen und damit die Lust an Engagement und Motivation fördern? Die für eine Personalpolitik steht, die den Egomanen und Kaputten, die nur auf Rechthaberei und Destruktivität aus sind, ohne Gnade den richtigen Platz weist, nämlich den vor der Türe?
Nachhaltigkeit ist ein Anlass, zu kämpfen.
Damit Nachhaltigkeit aus der Sphäre der Sonntagsreden und Konjunktive (wir sollten und wir müssten) kommt, im Alltagshandeln landet und die Verantwortung nicht immer anderen zuweist, braucht es gute Werkzeuge und Methoden und vor allem Kampfgeist. Besonnenen Kampfgeist, der denen nicht das Feld überlässt, für die Nachhaltigkeit nur Modewortcharakter, aber keinen echten keinen Wert darstellt. Beharrlicher, ruhiger Kampfgeist, der die bloßstellt, die nur an egozentrisches Abholzen glauben.
Es sind nicht nur die anderen, mit denen man ringen muss, um die Nachhaltigkeit durchzusetzen. Wie immer muss man am meisten vor der eigenen Haustüre kehren. Die Hochleistung, das Außergewöhnliche mit der Nachhaltigkeit im eigenen Leben zu versöhnen, ist eine gewaltige Herausforderung. Den schmalen Grat des Besonderen, Außergewöhnlichen zu beschreiten und dabei kein Feld der Verwüstung anzurichten, erfordert Entwicklung, für deren Lektionen man hart mit sich ringen muss. Das Beschreiten des Weges einer Kampfkunst bietet alle Lektionen an, zu lernen diesen schmalen Grat zu treffen.
© Mathias Raths
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