Kämpfen – wann, wofür und wie?

Valentin Jorel | unsplash | Is was … ?

Wenn Menschen zusammen sind gibt es Konflikte. Konflikte sind die Situationen, in denen unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. Die einen wollen, dass sich etwas ändert, die anderen wollen, dass alles so bleibt. Was dir gefällt, wollen auch andere. Die Kuchen dieser Welt (in Form von Macht, Einfluss, Deutungshoheit, Geld, Sahnetorten) sind begrenzt, jeder möchte ein Stück abhaben und manche Menschen wollen immer das größte. Die einen versuchen, andere von ihrer Sichtweise überzeugen und manche wollen partout nicht, was die anderen von ihnen wollen. Eine der möglichen Formen der Konfliktbehandlung ist der Kampf, die kämpferische Auseinandersetzung, bei der mindestens eine Seite die Interessen der anderen Seite ignoriert und die eigenen Interessen ohne Rücksicht durchsetzen möchte. Moderne Gesellschaften tabuisieren kämpferische, gewalttätige Auseinandersetzungen. Aus gutem Grund, weil die durch Kämpfe ausgelöste Gewaltspirale am Ende nur Verlierer hervorbringt.



Viele Menschen sind
erschreckend schwach in Konflikten

Die Tabuisierung des Kämpfens ist auf der Ebene der Gesellschaft mehr als sinnvoll – es herrscht Frieden oder zumindest die Abwesenheit offener Gewalt. Die Schattenseite ist jedoch, dass dieses Tabu nicht wenige Menschen, insbesondere die vermeintlich zivilisierten ratlos und hilflos zurücklässt. Die Lage ist kompliziert. Eine entspannte Auseinandersetzung mit Konflikten und Kämpfen kann nicht stattfinden, weil das Wesen des Tabus zuschlägt. Tabus wirken so stark, weil in ihnen das Verbot liegt, über das Tabuisierte auch nur nachzudenken oder zu sprechen. Konflikte überall, aber man darf den Kampf noch nicht mal denken und die Aggression als Treibsatz des Kämpfens, die ebenfalls von der Tabuisierung umschlungen sind. Puh. Das ist so, wie wenn man eine Türe zusperrt und den Schlüssel in den See wirft, obwohl man ständig durch die Türe durch muss. Das ist das ganze Dilemma: Menschen müssen ständig Konflikte austragen und auch zuweilen kämpfen, sind aber gleichzeitig oft erschreckend schwach in den Haltungen und Techniken der Konfliktbewältigung. Selbst viele Frauen und Männer, die qua Position täglich Konflkte lösen müssen, haben keine sortierte Haltung zu Konflikten. Die einen übertreiben es mit der Härte, die anderen übertreiben es mit der Nachgiebigkeit. Sie hängen teilweise kruden Harmonievorstellungen an, sind unsortiert, haben Schwächen im Repertoire der Auseinandersetzung und stolpern so durchs Leben und ihre Führungsaufgaben.

Die Meisterschaft
in der Konfliktbewältigung
ist für alle die etwas vorwärts bringen wollen
unverzichtbar

Drei Dinge sind geboten für Frauen und Männer, die etwas vorwärts bringen wollen, also Konfliktmanagement im Hauptberuf betreiben. Erstens: sie müssen die Entscheidung treffen, MeisterIn der Kooperation und des Kompromisses werden zu wollen. Wer sich abheben will, muss die Entscheidung treffen, das gesamte Repertoire der Konfliktlösung beherrschen zu wollen. Das Ziel ist, Freiheit in der Wahl seiner Mittel, um den Konfliktsituationen das geben zu können was sie braucht. Zweitens: alles rund um das Thema Konflikte, Aggression und Kämpfen muss entspannt bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet werden. Das Tabu gehört in den im Müll, alle Traumata und Ängste, jedes Unbehagen gehört ans Licht. Das ist mit Schmerzen verbunden. Ja und? Drittens: Nachdenken, reden analysieren ist unerläßlich, aber es ersetzt die Übung nicht. Die weichen dürfen z.B. lernen und üben, dass sich das Gute nicht von alleine durchsetzt und nicht alle konstruktiv und sachorientiert sind, so wie auch sie selbst. Die harten dürfen z.B. lernen und üben, dass der Kampf kein Selbstzweck ist und der Dauerkriegspfad viel zu oft die guten Lösungen und den Erfolg verbaut und sie am Ende nur zerstört. 

Die Ausgangssituation
Was ist Aggression?
Was sind Konflikte?
Vorsicht Falle – Lieblingsmuster in Konflikten
Konflikte sind nützlich, Kämpfe können nützlich sein
Kämpfen ist eine mögliche Form der Konfliktbewältigung
Befund Konfliktunfähigkeit
Wie Tabuisierung wirkt und nachwirkt
Spielfelder der kultivierten Aggression
Warum kämpfen so anstrengend ist
Wer ist Meisterin und Meister des Konflikts?
Das Repertoire des Kämpfens
Wie kämpfen üben?